Weltmarkt

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Der Weltmarkt (englisch world market) ist im Außenhandel und der Außenwirtschaft ein die gesamte Welt umfassender gedachter Markt, auf dem Güter und Dienstleistungen durch internationalen Handel weltweit verfügbar sind und unter weitgehend homogenen Marktbedingungen gehandelt werden können.

Der Weltmarkt ist ein Markt, der die gesamte Welt umfasst. Es ist ein gedachter, nicht zu lokalisierender Markt, auf dem Welthandelsgüter durch die Interdependenz der Binnenmärkte eine Verflechtung zu einer Weltwirtschaft ermöglichen.[1] Der Weltmarkt ist die Aggregation nationaler Märkte,[2] was durch Zusammenfassung nationaler Marktdaten geschieht.

Auf dem Weltmarkt trifft das Güterangebot auf die Güternachfrage, die durch den Weltmarktpreis zum Ausgleich kommen. Marktteilnehmer sind Exporteure und Importeure oder Finanzintermediäre, Handelsobjekte sind hoch standardisierte Güter (wie Commodities, Energie, Fahrzeuge) und Dienstleistungen (Finanzprodukte, Finanzkontrakte, Versicherungen).

Ein Welthandel existierte bereits in der Antike als Weltmarkt,[3] denn die Phönizier haben Friedrich Nicolai zufolge den Welthandel eröffnet.[4] Für Luxusgüter wie Seide oder Gewürze gab es bereits während der Antike einen Welthandel.

Karl Marx ging 1857 in seinem Buch „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ davon aus, dass der Weltmarkt durch das internationale Kapital begünstigt würde: „Die Tendenz, den Weltmarkt zu schaffen, ist unmittelbar im Begriff des Kapitals selbst gegeben.“[5] Er erachtete den Weltmarkt als konstitutiv für die Entstehung des Kapitalismus. Das weltweit erste Freihandelsabkommen zwischen England und Frankreich aus dem Jahr 1860 war eine der Grundlagen für die Entstehung von Weltmärkten.

Der Begriff des Weltmarkts erschien ersichtlich erstmals im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm als „Bezeichnung eines weltwirtschaftlichen Begriffs, der erst im 19. Jahrhundert aufkommt“ und einen internationalen Markt kennzeichnet, „der durch die Welthandelsbeziehungen von Angebot und Nachfrage der einzelnen Volkswirtschaften entsteht“.[6]

Der technische Fortschritt des Transportwesens trug durch Landtransport (Straßennetze, Eisenbahnnetze), Wassertransport (Binnenschifffahrt, Seeschifffahrt) und den Lufttransport dazu bei, dass Standorte und damit lokale Märkte nahe aneinanderrückten und die Expansion im globalen Raum erleichterten.[7]

Bereits 1901 erschien die Publikation „Die deutsche Volkswirtschaft und der Weltmarkt“, worin als Welthandel „die Summe der Ein- und Ausfuhrwerte aller Länder der Erde“ verstanden wurde.[8] Paul Arndt brachte 1916 ein Buch mit dem Buchtitel „Deutschland und der Weltmarkt“ heraus und konstatierte, dass der Begriff „Weltmarkt“ verhältnismäßig neu sei.[9] Für ihn bildet sich ein Weltmarkt, wenn Käufer und Verkäufer verschiedener Nationalität zusammentreffen. In seinen weiteren Ausführungen wird jedoch deutlich, dass er die deutschen Exporte in das Ausland und die Importe aus dem Ausland als Weltmarkt ansah.[10] Dies genügt jedoch nicht zur Beschreibung der weltumspannenden Dimensionen eines Weltmarkts. Hermann Levy veröffentlichte 1926 das Buch „Der Weltmarkt 1913 und heute“, worin er jedoch lediglich die wichtigsten Wirtschaftsnationen darstellte.[11]

Je nach Ausdehnung gibt es folgende Marktformen:

Marktbezeichnung Wirtschaftsraum volkswirtschaftliche
Ebene
regionaler Markt innerhalb einer Region Mikroebene
nationaler Markt innerhalb eines Staates Mikroebene
Binnenmarkt innerhalb einer Staatengemeinschaft Mesoebene
Weltmarkt die gesamte Welt umfassend Makroebene

Ein regionaler Markt ist beispielsweise der Wochenmarkt, ein nationaler Markt der Arbeitsmarkt.

Wirtschaftliche Aspekte

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Der Freihandel und die damit einhergehende Faktormobilität (Arbeitsmobilität, Kapitalmobilität) sind die wesentlichen Voraussetzungen für die Entstehung von Weltmärkten. Ökonomen gingen deshalb davon aus, dass Staaten mit hoher Wettbewerbsfähigkeit eher zu Freihandel auf dem Weltmarkt tendierten als weniger wettbewerbsfähige Länder, die zu Protektionismus neigten.[12] Der Weltmarkt wird interpretiert als Gütermarkt mit internationaler Faktormobilität, wobei sich die internationalen Wirtschaftsbeziehungen auf Arbeitsteilung und Warenhandel infolge komparativer Kostenvorteile und ad hoc unterstellter Ressourcenallokation beschränken.[13] Auch Finanzen, Handel und die internationale Arbeitsteilung haben den Weltmarkt seit 1980 stark integriert und ihn zu einer Grundlage für die Globalisierung werden lassen.[14]

Der Weltmarkt ist die höchste Aggregationsstufe eines international gehandelten Gutes. Die Handelsobjekte dürfen nicht nur von regionaler Bedeutung sein, sondern müssen international akzeptiert werden. Der Weltmarktpreis für ein bestimmtes Gut muss nicht weltweit einheitlich sein und kann nach Ländern oder Handelsstufen unterschiedlich sein.[15] Dies ist beispielsweise bei Ölpreisen (OPEC) oder Gaspreisen der Fall. Einfluss auf den Weltmarktpreis kann die Inlandsnachfrage eines Flächenstaates ausüben, nicht aber die eines Kleinstaates.[16] Sinkt der Weltmarktpreis eines Importgutes, so haben sich die Terms of Trade des Importstaates verbessert.[17] Bei Angebotsüberhang sinkt der Weltmarktpreis, bei Nachfrageüberhang steigt er.[18]

Wer das größte Marktvolumen eines Gutes auf dem Weltmarkt auf sich vereinigen kann, wird Weltmarktführer genannt. Gemessen werden kann dies durch die weltweit höchsten Umsatzerlöse eines Unternehmens eines bestimmten Wirtschaftszweiges.

Einzelnachweise

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  1. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie, 2013, S. 473
  2. Thomas Plümper (Hrsg.), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1996, S. 396
  3. Ralph Kautz, Weltmarkt, in: Ludger Kühnhardt/Tilman Mayer (Hrsg.), Bonner Enzyklopädie der Globalität, Bände 1-2, 2017, S. 787 f.
  4. Friedrich Nicolai (Hrsg.), Allgemeine deutsche Bibliothek, Band 6, 1780, S. 3233
  5. Karl Marx, in: Marx-Engels-Werke, Band 42, 1994, S. 321
  6. Jacob und Wilhelm Grimm, Stichwort: Weltmarkt, in: Deutsches Wörterbuch, Band 28, 1863 ff., Sp. 1663
  7. Helmut Volger/Ulrich Albrecht, Lexikon der Internationalen Politik, 1997, S. 559 f.
  8. NA Handelsvertragsverein (Hrsg.), Die Deutsche Volkswirtschaft und der Weltmarkt, 1901, S. 3
  9. Paul Arndt, Deutschland und der Weltmarkt, 1916, S. 2
  10. Paul Arndt, Deutschland und der Weltmarkt, 1916, S. 9 ff.
  11. Hermann Levy, Der Weltmarkt 1913 und heute, 1926, S. 1 ff.
  12. Harry G. Johnson, International Trade and Economic Growth, 1958, S. 46 ff.
  13. Burkhard Utecht, Neoklassische Wachstumstheorie, Freihandel und internationaler Kapitalverkehr, 1996, S. 49; ISBN 9783428087969
  14. Thomas Bernauer, Staaten im Weltmarkt: Zur Handlungsfähigkeit von Staaten trotz wirtschaftlicher Globalisierung, 2000, S. 34
  15. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie, 2013, S. 473
  16. Alfred Kruse, Außenwirtschaft: Die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1965, S. 363
  17. Rolf Peffekoven, Zölle und Lohnquote, 1966, S. 82
  18. Gerhard Rübel, Außenwirtschaft: Grundlagen der realen und monetären Theorie, 2013, S. 100